Vertiefung der Form

Qigong RegenbogenDie Qigong Form und das Qi-Erlebnis wird durch die folgenden Übungsschwerpunkte in bestimmten Aspekten intensiviert. Jede Vertiefungsstufe wird anhand spezieller Vorübungen eingeleitet und es werden ergänzende Übungen aus anderen Qigong Stilen und westlichen Körpertherapien hinzugezogen.


Öffnen der Leit­bahnen des Arm- und Schulter­bereiches

Durch spezielle Armübungen wird die Muskulatur des Nackens und der Schulter gelöst. Schüttelübungen lockern die Arme und Hände, denn eine gelöste Hand ist eine Voraussetzung für die Entspannung des Nackens. Das Wahrnehmen der Bewegungskette Schulter-Ellenbogen-Hand im dreidimensionalen Raum ermöglicht den Zugang zu spiraligen Bewegungen. Die weichen und runden Bewegungen besonders in den Taiji Qigong Formen intensivieren die Durchlässigkeit der Leitbahnen und regen den Qi-Fluss an.

Stärkung der Mitte

Der Spruch „Lebe und übe aus deiner Mitte heraus“ ist eine Essenz der daoistischen Lebensphilosophie. Das Herabführen der Aufmerksamkeit in den Bauchraum lässt unser Zentrum als Vermittler zwischen Oben (Yang) und Unten (Yin) spürbar werden. Mittels zentrierender Übungen werden die Bewegungen an unser unteres Dantian angebunden. Das Agieren des Menschen aus seiner Mitte heraus sowohl in der Bewegung als auch auf der emotionalen Ebene ist eine Voraussetzung für Gelassenheit und Achtsamkeit im Leben.


Erdung über die Beine und Füße

„Wie stehe ich auf meinen Füßen?“ mit dieser Frage beginnt die erste Qigong Stunde, denn der Kontakt zu unserem Stand ist die Voraussetzung für die Qigong Übung. Die Festigung und Kräftigung der Beine ist der beste Weg zur Entlastung des Rückens und kann so bei vielen Rückenbeschwerden hilfreich sein. Anhand ausgewählter Standübungen, z.B. „Stehen wie ein Baum“ wird die mentale Verwurzelung mit der Erde verbessert.

Die Wirbelsäule als Energiespirale

Leichte schwingende Übungen lassen die Wirbelsäule zwischen Stabilität und Elastizität erlebbar werden und lösen Verspannungen bzw. Blockaden. Die chinesische Bezeichnung der Wirbelsäule als „Himmelssäule" steht für ihre Aufgabe der Aufrichtung und der höchste Punkt auf dem Kopf „Baihui" zieht uns an einem Himmelsfaden nach oben. So können wichtige Energiebereiche wie das „Lebenstor" in der Lende durchlässig werden und die Essenz – die den Nieren zugeordnet ist – gepflegt werden.


Von der natürlichen Atmung zur Qi-Atmung

Professor Cong

Ein Prinzip in der Qigong-Praxis lautet:

„Der Körper ist das Fundament, der Atem der Schlüssel und der Geist lenkt das Qi.“ – Prof. Jiao Guorui

Die Wahrnehmung der Atmung erlaubt uns einen Zugang zu unseren Emotionen, denn die Atmung ist ein Spiegel unserer Gefühle. Die Qigong-Übungen vertiefen die meist oberflächliche Atmung zu einer tiefen Bauchatmung und intensivieren das Volumen der Atmung. So kann mehr Qi aufgenommen werden und im Körper fließen.

Die Methode der umgekehrten Bauchatmung hilft das Qi im unteren Dantian zu verdichten. Die „imaginäre Atmung“, z.B. in Form der Fingeratmung ermöglicht die bewusste Lenkung des Qi in den Fingern mit ihren Anfangs- und Endpunkten der Leitbahnen.


Geistige Prinzipien

Innere Ruhe und men­tale Aus­ge­glichen­heit stellt sich im Laufe der Qigong Praxis ein. Die Übung mit der Betonung der geistigen Ebene können den geistigen Qigong Prozess intensivieren und das innere Qi-Erlebnis verstärken. Bei Gedankenfülle hilft oft der Lehrspruch : „Ein Gedanke statt Tausend Gedanken“ und so können wir mittels der Aufmerksamkeit den Geist in das untere Dantian bringen. Oder „Das Qi folgt der Aufmerksamkeit“ und wir können das Qi gezielt im Körper führen. Ein wacher und gelöster Geist ist Voraussetzung für die Klarheit und ganzheitliche Präsenz in der Übung.

Meditative Ebene

Qigong lässt sich auch als „Meditation in Bewegung“ beschreiben, da die fließenden Bewegungen zu einem ruhigen und gelösten Gemütszustand führen. Diese innere Gelassenheit ermöglicht den Zugang zu einer tiefen Versenkung und erlaubt den Übenden ein sensibles Gewahrwerden seines Menschseins. Diese Gelassenheit gibt den Praktizierenden die innere Kraft, die Fragen und Probleme des Lebens ruhiger anzugehen. Qigong Übende können durch diesen meditativen Aspekt eine tiefe Bereicherung ihres Lebens erfahren. Da viele Qigong Stile ihre Wurzeln im Daoismus und Buddhismus haben, ist der Übergang zu einer daoistischen bzw. buddhistischen meditativen Praxis fließend.